Home > Shigatoxin > Ödemkrankheit

Shigatoxin - Ödemkrankheit

Verbreitung

Die Ödemkrankheit (engl. Edema Disease, ED; syn. E. coli-Enterotoxämie) ist eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die häufig tödlich verläuft. Sie tritt vorzugsweise bei Ferkeln während der ersten beiden Wochen nach dem Absetzen vom Muttertier auf und wird durch Shigatoxin-bildende Escherichia coli (STEC) verursacht.

Das Diagramm zeigt die Auswertung von Probenmaterial aus ganz Deutschland im Zeitraum von 2011 bis 2014. Diese Untersuchung belegt eine hohe Nachweisrate von Shigatoxin-Gen-tragenden E. coli in Betrieben mit Verdacht auf Ödemkrankheit.

Anteile an nachgewiesenen Virulenz-Genen in E.coli-Isolaten. Shigatoxin als auch die Toxine LT und ST können einzeln oder in Kombination auftreten.


Ferkel zeigt Ruderbewegungen in Seitenlage, ein Symptom der Ödemkrankheit

Diagramm: Die Auswertung von Probenmaterial aus ganz Deutschland im Zeitraum 2011 - 2014 belegt eine hohe Nachweisrate vpn Shigatoxin-Gen-tragenden E. coli in Betrieben mit Verdacht auf Ödemkrankheit.

Krankheitsbild

Am häufigsten tritt die Ödemkrankheit in den ersten zwei Wochen nach dem Absetzen auf. Dabei kann meist festgestellt werden, dass vermehrt die schweren und gut entwickelten Tiere einer Gruppe betroffen sind.

Das Shigatoxin zählt zu den potentesten natürlich vorkommenden Giften. Es zerstört die feinen Blutkapillargefäße und verursacht Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe, wie in Abbildung 1 zu sehen ist. Besonders betroffen sind Darm, Unterhaut und Gehirn. Daher finden sich bei Tieren, die nicht unmittelbar am Krankheitsgeschehen versterben, Ödeme an Augenlidern, Nasenrücken und dem Darmgekröse.
Weiterhin zeigen die Tiere in Folge neurologischer Ausfallerscheinungen Krämpfe, Lähmungen und Ruderbewegungen in Seitenlage. Häufig treten auch Kehlkopfschwellungen auf. Hierdurch kommt es zu schrillen, untypischen Schreien der Schweine. Abbildung 2 zeigt die für die Ödemkrankheit typischen Lidödeme. Diese müssen aber nicht zwangsläufig auftreten. Oftmals sind die Symptome auch unspezifisch (z.B. kümmernde/zurückbleibende Tiere), wodurch eine weiterführende Diagnostik unerlässlich ist.

Durch die Ödemkrankheit hervorgerufene Ödeme am Darm eines Schweines, verursacht durch Shigatoxin Stx2e.

Abb. 1: Das Toxin zerstört die feinen Blutkapillargefäße und verursacht Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe wie hier im Darmgekröse.

Bildung von Shigatoxin

Die Bildung des Shigatoxins wird begünstigt durch:

  • die Futterumstellung nach dem Absetzen
  • zu hohe Pufferkapazität des Futters
  • mangelnde Durchsäuerung des Futterbreis im Magen
  • die veränderte Umgebungstemperatur und
  • Rangordnungskämpfe
Wenn neben dem Shigatoxin auch weitere Enterotoxine (LT und ST) gebildet werden, können zusätzlich Durchfall und Dehydrierung beobachtet werden. Es ist eine Frage der Giftdosis, ob die Schweine innerhalb von Stunden verenden oder in der weiteren Aufzucht als Kümmerer hinter den Leistungen ihrer Buchtengenossen zurückbleiben. In beiden Fällen kommt es zu hohen wirtschaftlichen Verlusten.

Schweine mit Lidödemen, einem Symptom der durch Shigatoxin ausgelösten Ödemkrankheit.

Abb. 2: Klinik der Ödemkrankheit (Schwellungen/Ödeme an Augenlidern und Nasenrücken), Quelle: Ceva